Krass und niedlich

Samstag, September 12, 2009 / von Danielson /

Die Seite Bildblog.de wurde hier nun schon mehrfach verlinkt und ist mit knapp 1 Million Besucher / Monat eine allseits bekannte Anlaufstelle im Netz geworden. Ein Paradebeispiel für deren Berichte stellt das Bild rechts dar: Hier ist zu erkennen wie die Bild Zeitung Szenen retuschiert
(im Original waren noch weitaus mehr Personen zu erkennen) um diese an Ihre Überschriften und Meinungskampagnen anzupassen. Hier wurde der abgelichtete Kicker "einsam" dargestellt, was er aber eigentlich gar nicht war.
Vor kurzem ist mir eine ähnliche Seite ins Browservisier gelaufen, die ebenso wie Bildblog eine Art "Watchdog" darstellt, ein Wachhund für deren journalistische Aktivitäten. In diesem Falle wird dem SPIEGEL Magazin auf die Finger geschaut, größtenteils der Onlineausgabe: spiegelblog.net
Und in der Tat, das wurde auch Zeit. Die größte deutsche Nachrichtenseite ist inzwischen zu DER Informationsquelle für Büroarbeitende PC Sklaven geworden, allerdings erscheinen in den letzten Monaten mehr und mehr Artikel, die einen Trend zum Boulevardjournalismus erkennen lassen. Das nennt sich bei Spiegel Online dann "Panorama". Aber auch die Rubrik "Netzwelt" punktet neuerdings mit ungewohnten Formulierungen. Ein aktueller Artikel auf Spiegel Online: "Krasse Kameraeffekte und ein niedliches Radio"
Hierbei dreht es sich um den neuen iPod nano. Der Bericht beschreibt im wesentlichen den neuen iPod ebenso wie er überall in der Presse beschrieben wird - mit den üblichen Steve Jobs Hinweisen auf neue Funktionen. Aber darum geht es jetzt auch gar nicht.
Worüber ich mich eher wundere, ist die Ausdrucksweise die hier verwendet wird. Wörter wie "krass" oder niedlich" - Zwischenüberschriften wie "Das (integrierte) Radio ist ein Hit" gehören meiner Ansicht nach nicht in solch einen Artikel. Wo bleibt die kühle, kritische Distanz des Spiegels ? Nehmen sie diesen Artikel, stellen sie ihn bei Bild.de online und siehe da, er würde sich nahtlos in die wertende, meinungs- generierende Sprache der Boulevardpresse einfügen. Wer sich auf Spiegelblog.net eine Weile einliest, wird noch ganz andere Merkwürdigkeiten entdecken, die sich die Onlineausgabe des Spiegels seit geraumer Zeit leistet.
Auch hier ist Vorsicht geboten, denn diese "Watchdogs" wie bilblog /spiegelblog wollen neben ihrer noblen Gesinnung, dem Hinweis auf Lobbyarbeit der deutschen Presse und echtem Pfusch, eben auch eins: Klicks generieren und damit Geld verdienen. Dennoch bin ich für solche Seiten immer wieder dankbar, denn sie machen jene gutgläubigen Leser, für die ein Medium mit breiter Leserakzeptanz das Wort Gottes darstellt, aufmerksamer und vorsichtiger.



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