BIO Gütesiegel

Montag, Februar 23, 2009 / von Danielson /

Es dürfte inzwischen auch dem desinteressiertesten Einkäufer aufgefallen sein das in den letzten Jahren die Produkte in den Regalen des Einzelhandels mehr und mehr mit BIO Gütesiegeln gekennzeichnet werden. Und dazu muss man nicht in einen Öko Laden, selbst der Assi LIDL in der Wiesbadener Innenstadt führt zahlreiche Lebensmittel, auf denen gut sichtbar ein Biosiegel angebracht ist. Bio liegt voll im Trend, wollen wir uns doch alle gut ernähren und wenn das zu einem guten (sprich kleinen) Preis möglich, ist freuen wir uns und greifen mit gutem Gewissen zu. Die Bio Produkte liegen sogar mehr als im Trend, selbst in Zeiten der Wirttschaftskrise verzeichnen Bio Produkte eine Wachstumsrate von 10 % (Quelle: ZDF). Nun sind wir doch aber mal ehrlich:
Wenn ich im Supermarkt vor einer Packung Gouda stehe, von der offensichtlich ist, das sie in einer riesigen Stückzahl angeboten wird (die locker gleich zieht mit einem Käse aus herkömmlicher Produktion) frage ich mich doch, wie glaubwürdig dieses Siegel überhaupt ist ? Außerdem gibt es in Deutschland inzwischen  10 (!) Biosiegel die vergeben werden. Welches Siegel besagt was ? Wo genau liegt der Unterschied zu einem Standard Produkt ? Und welche Kriterien werden überhaupt herangezogen zur Vergabe der verschiedenen Gütesiegel ? Alles Quatsch oder liegt tatsächlich eine nachhaltige Produktion vor ? Ich würde mal behaupten das mir diese Fragen die wenigsten Leser beantworten können. Eine Übersicht:
Das deutsche staatliche Siegel
Die deutsche Version des Biosiegels der EU
Dem nicht genug - es gibt noch 8 weitere die, mehr oder weniger, im bundesweiten Einsatz sind:
      
      
Außerdem kochen die Österreicher und Schweizer ihr eigenes (Bio) Süppchen:
            
Um jedes einzelne Siegel genau unter die Lupe zu nehmen fehlt mir hier erstens der Platz und zweitens die Zeit. Daher konzentriere ich mich auf bekannte Siegel - das deutsche, staatliche BIO Siegel, welches wohl aufgrund der Präsenz im deutschen Einzelhandel das bekannteste ist. Als Vergleich ziehe ich das Siegel von "Demeter" heran. Außerdem ist zu beachten das die folgende Tabelle recht einfach und kurz gehalten ist, sonst geht erstens die Übersicht über den Jordan und zweitens wäre bei 100% Ausformulierung aller Kriterien ein Recherche Aufwand von 1-2 Wochen angesagt. Ich denke wenn es einen Leser wirklich interessiert was er seinem Körper zuführt, so kann er das in ausführlichstem Maße auf den verlinkten Websites selbst tun. Beide Zertifzierungen bieten detailierte Beschreibungen und Listen auf den jeweiligen Websites bereit. 

 

BIO

DEMETER

 

Ökologischer Ursprung der Zutaten

zu 95 %

zu 100 %

Bezugsquelle des Futters

Keine Vorschrift

50 % eigene Produktion

Bei Zukauf strengste Kriterien

Einsatz von Gentechnik

verboten

verboten

Erlaubte Zusatzstoffe

47

15

Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel

verboten

verboten

Enthornung von Rindern

Keine Vorschrift

verboten

Saatgutzüchtung

?

Nur samenfeste, kein Hybridsamen

Und nun noch etwas zum Thema Logistik.
Ist es ökologisch wenn eine Bio Kiwi aus Neuseeland 18.000 km um den Globus transportiert wird, bis sie unter meinem Messer landet ? Wieviel Ressourcen werden wohl jedes Jahr in die Luft geblasen um Produkte für Europäer vom anderen Ende der Welt heranzukarren, die problemlos auch in Europa produziert werden könnten ? Ich kann mich da noch an meinen Nachbarn in Karlsruhe erinnern, der auf seinem Balkon einen Kiwi Strauch angelegt hatte. Die haben vortrefflich geschmeckt. Und wenn das mein vergreister Nachbar kann, dann kann das ein professioneller europäischer Lebensmittelhersteller schon lange. Allerdings sollte beachtet werden: Wenn deutsche Äpfel ein halbes Jahr lang gekühlt werden bevor sie ausgeliefert werden (und das ist durchaus bei so manchen Herstellern üblich), dann ist die CO2 Bilanz eines Neuseeland Apfels möglicherweise besser als die eines heimischen. 
All diese Kriterien schlagen sich natürlich im Preis nieder. 
Es bleibt wohl jedem erstmal die Spucke weg wenn er für ein Stück Ökofleisch das doppelte oder dreifache hinlegen darf. Da geht es dann ganz schnell wieder abwärts mit der Lust auf BIO. Ganz davon abgesehen kann sich das ein 0815 Student auf die Dauer auch nicht leisten. Aber richtig gutes Fleisch das von Rindern stammt, welche mit Gras von der Weide ernährt werden, ist nun eben mal teurer als jenes das von Tieren stammt, die mit Antibiotika und gemahlenen Knochen von toten Tieren vollgestopft werden. Das sollte sich jeder Konsument vor Augen halten, bevor er in den Real geht und 1 kg Hackfleisch erwirbt, welches als Sonderangebot im Prospekt beworben wird. 
Eine Theorie zur Entstehung von BSE besagt, das diese Seuche möglicherweise aufgrund importierten Tiermehls aus Indien entstanden ist. Vermutlich haben indische Firmen vergammeltes Fleisch und Knochen zur Produktion dieses Mehls verwendet - und nebenbei noch einige Menschenleichen beigemischt die im Ganges ab und an zu finden sind. Das ist kein schlechter Witz, das ist eine Erkenntnis welche sich nach Recherchen von öffentlich rechtlichen Sendeanstalten bei Nachforschungen vor Ort als durchaus möglich herausgestellt haben. Außerdem bereits im Jahr 2005 belegt durch eine Studie des medizinischen Fachjournals "The Lancet". Ein alter Spiegel Artikel zu diesem Thema. Mahlzeit.



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