Schlacht

Freitag, August 15, 2008 / von Danielson /

Heute bin ich nach langer Abstinenz mal wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen. Amtsbesuche. Mein bisheriges Leben war gekennzeichnet von "da sind sie hier falsch" über "leider nur mittwochs von 14:30 - 17:00 Uhr" bishin zu "dafür müssen Sie zuerst das Formular XY ausfüllen und einen Termin machen". Daraus resultierend, stellt sich in meinem Herzen eine dementsprechende negative Vorfreude durch ein Projekt wie Gewerbeschein oder Meldebescheinigung beim morgendlichen Vorbereiten ein.
Aber da hilft ja alles nichts, was sein muss .... Nach enttäuschender Recherche in meinem Almanach (allerdings ist mir jetzt bekannt wie man einen Haiangriff auf dem offenem Meer abwehrt) machte ich mich also auf den Weg zum Gewerbeamt, Öffnungszeiten Mo, Mi, Fr - jeweils morgens. Rofl. Innerlich bereits auf den gefürchteten Nummerzieh-Automaten eingestellt , navigierte ich also mit Angstschweiß auf der Stirn durch Gebäude 10004 zum zuständigen Sachbearbeiter. Da diese posierlichen kleinen Angestellten bisher IMMER etwas von mir haben wollten das ich nicht bieten konnte, war ich mir auch diesesmal sicher, das der Oberbeamte (mit grundsätzlich verneinendem Gesichtsausdruck) nur noch wenige Augenblicke von mir entfernt in einem grauen Büro lauerte . . . Einen Automat konnte ich nicht finden. Im Gegenzug durfte ich mich mit rumänischen, türkischen und ukrainischen Mitbürgern darüber unterhalten wer den jetzt erster und letzter in der Schlange ist. Das stellte sich als überaus schwierig heraus und da ich keine Lust hatte das mein Angstschweiss womöglich fehlgedeutet werden könnte, entschied ich mich für hinsetzen und "mal schauen wie es hier weitergeht". Letztendlich fand ich meinen Weg in die besagte Stube und präsentierte stolz meinen Reisepass als Identitätsnachweis. Erster Fehler. "Des gehd normal aba nuar mid Personalausweis, gell ?!". Nun, Pässe dienen zur Identifizierung und Legitimation gegenüber staatlichen Behörden. Meinen Hinweis wurde von der Dame in grau locker unter den Tisch manövriert. Vorschrift ist Vorschrift. Mit einem Sonntagslächeln meinerseits und einer Menge Puderzucker um Ihren Anus, war sie dann gottseidank doch gewillt die Gewerbescheinantragsprozedur weiter durchzuführen. Langsam aber sicher keimten bereits erste Siegerparolen in mir auf, jedoch hatte ich meine heutige Amtsrechnung ohne das Einwohnermeldeamt gemacht. Da dieses (am anderen Ende der Stadt liegende) Amt die Nummer 2 auf meiner Liste darstellte, war ich noch nicht ofiziell Einwohner der Stadt Wiesbaden. Doch wer kommt auf die Idee das diese Ämter inziwschen vernetzt sind ? Wannimmer solch eine Vernetzung von Vorteil gewesen wäre in meiner bisherigen Amtslaufbahn gab es diese nicht. Alles schön auf Papier in Aktenordnern für gewöhnlich. Nicht in Wiesbaden. Die dadurch in meinen Gedanken zur Gestapo Sachbearbeiterin aufgestiegene Dame, meinte dann ich müsste erst zum Einwohnermeldeamt pilgern, mich dort melden, dann wieder beim Gewerbeamt hinten anstellen und von vorne. Und zwar mit Personalausweis. Das würde bei den Kollegen auch nichts kosten (haha, toller Trick). Meinen Hinweis das ich das hin und zurück nicht in der vorgegeben Finisher Zeit von 12 Uhr packen würde und sie dann vermutlich längst im Wochenende verweilen würde quitierte sie mit einem fiesen Lächeln. Nur durch das mobilisieren meiner letzten Geduld und den letzten Funken Glauben an die Flexibilität und Bürgernähe des Bundeslands Hessen war es mir möglich die Puderzuckertante auf ein "schriftliches aufnehmen meiner Daten und späteres Einpflegen nach Besuch des Einwohnermeldeamtes" zu überreden. Na also. Wer sagts denn. Fertig mit den Nerven und voller Dank schreitete ich also zum nächsten Amt, durch den Regen in das Einwohnermeldeamt Wiesbaden. Aber das ist eine andere Geschichte....



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