Servicewüste Deutschland

Dienstag, März 27, 2007 / von Danielson /

Ich sag ja nix wenn eine Bedienung mal einen schlechten Tag hat. Und man kann eigentlich auch nicht meckern wenn das Lädchen um die Ecke seine Mittagspause macht. Aber was mir in letzter Zeit mehr und mehr auffällt - viele Angestellte in Deutschland haben immer noch nicht begriffen was es bedeutet, dem Kunden das zu bieten was er erwartet, wenn er sein (mehr oder weniger) sauer verdientes Geld investiert. Ein gutes Beispiel wiederfuhr mir am letzten Dienstag. Aufgrund Tabaknotstand war ich gezwungen den "Rintheimer Urban Store" anzulaufen, das ist eine ehemalige Postfiliale die nach der Privatisierung zum allzweckladen inkl. Mini Postbankfiliale umfunktioniert wurde. Briefutensilien, Zeitschriften, Tabakwaren, Geschenkartikel, Lottoscheine, usw. Da ich meine Kleingeldreserven alle verbraten hatte, musste ich in die große Kasse greifen - hatte also nur einen 100 Euro Schein zur Hand. Mit dem Gedanken das ich dort Stammkunde bin und die sicher wechseln werden, machte ich mich also bei strahlendem Sonnenschein und mit MP3 Player bewaffnet auf den Weg. Dort angekommen wurde ich mit einer verschlossenen Tür und einem Oldschool Öffnungszeiten Schild begrüßt. Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag: 09:30 - 12:00 & 14:30 - 16:30 Uhr Dienstag: 09:30 - 11:30 Uhr Abgesehen davon das das eigentlich schon eine Frechheit ist und sich bei diesen Zeiten jeder normale Unternehmer mal überlegen sollte, warum er den Laden eigentlich nicht gleich ganz geschlossen lässt, hat dieser Anno dazumal Laden aber noch ganz andere Tricks auf Lager um sich die zahlenden Kunden vom Leib zu halten. Sätze wie "haben wir nicht" - "lohnt sich nicht" - "ist schon ausverkauft" - "kenn ich nicht" und Preise die 200% über denen der nächsten Tankstelle liegen, sind hier Standard. Wenn mal genau das geführt wird was man braucht, zum Beispiel Briefumschläge, so muss man diese im 50er Pack erstehen. Mit Karte bezahlen ? So eine Frage wird mit einem verschmitzten Lächeln quittiert. (Welch moderner Unfug) Nun gut. Da stand ich nun mit meinen 100 Euro und meiner Nikotinsucht. Dann geh ich halt zum Bäcker, da bin ich ja auch Stammkunde, wird ja kein Problem sein. Weit gefehlt. Auf die Frage hin ob Sie mir wechseln könnte: "Nur wenn Sie was kaufen" ?? Hallooo ? Mein Hals wurde immer dicker. "2 Wasserweck" antwortete ich knurrend, und legte meinen Schein auf die antike Ladentheke. "Oh. Den kann ich aber nicht annehmen. Das darf ich nicht. Wegen der Bank" Zuerst hab ich innerlich gelacht und mit rollenden Augen die verstecke Kamera gesucht. Dann kam Wut in mir auf. Kochendes Blut und das Verlangen die Bäckereifachverkäuferin mit Ihren beschissenen Wasserbrötchen einhändig zu erschlagen. Wegen der Bank. Aha. Vermutlich ist die Bäckerei Kunde bei den Helden von neben an, der kundenfreundlichen Post(bank) Filiale. Während meines Fußmarsches zur 3 km entfernten Aral Tankstelle hab ich mir dann Gedanken gemacht wielange so ein Laden wohl in den Staaten oder in Asien überleben würde. Vermutlich genau 1 Woche. Die Kunden dort schätzen nämlich Service und Freundlichkeit - in amerikanischen Walmarts zum Beispiel steht am Eingang ein freundlicher alter Herr, der jeden Kunden einzeln begrüßt mit einem herzlichen "Hello Sir, have a nice day - thank you for visiting Walmart" und einem dabei noch dezent die Tür öffnet. In Deutschland aber wird Monopolstellung gnadenlos ausgenutzt und manchmal hab ich das Gefühl das man sich den Satz: "Verzeihung, mein Name ist Kunde, ich würde hier gerne einkaufen" in großen Lettern auf die Stirn tätowieren lassen sollte. Dann würde man vielleicht nicht zu sehr angepampt und die "Servicefachkraft" würde das tun wofür Sie eingestellt wurde...



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