Der SPIEGEL vs. Spiegel Online

Montag, Mai 18, 2009 / von Danielson /

Der SPIEGEL ist ein Magazin mit gutem Namen. Berichte und Analysen denen man vertraut, da sie eine objektive Berichterstattung garantieren. Der Verlag mit Sitz in Hamburg recherchiert gründlich und hinterfragt äußerst kritisch - aufgrund dieser allgemein anerkannten Tatsache, den politischen Enthüllungen und dem Kampf des Spiegels für die Pressefreiheit, wird die Printausgabe auch als ein Leitmedium bezeichnet. Ebenso erhielt das Magazin den Beinamen "Das Sturmgeschütz der Demokratie": die verkaufstärkste Wochenzeitschrift in Deutschland mit 1 Million Exemplare pro Woche und eine Reichweite von 6 Millionen Lesern untermauern diesen Beinamen. 
Nun sollte man meinen das die Internetpräsenz des Magazins, nämlich Spiegel Online, aus ein und derselben Redaktion stammt. Tut sie aber nicht. Querverweise, Dossiers, Fotoarchive, etc werden geteilt, die eigentlichen Berichte jedoch, welche täglich auf der Website nachzulesen sind, stammen keineswegs allesamt aus der Spiegel Redaktion. Wenn man sich unter dem Begriff "Nachrichtenmagazin" ausgewählte Titelseiten des Spiegels der letzten 3 Jahre genauer anschaut, sollte einem weiterhin etwas auffallen, hier einige Beispiele: 
Kommen wir zum Punkt: Der SPIEGEL ist mehr und mehr ein Magazin, das neben (natürlich immer noch hauptsächlich) politischen Themen auch Forschungs- und Alltagsdossiers bearbeitet und herausgibt.
Wer das GEO Magazin schon einmal durchgeblättert hat, weis was ich meine. Die "Eilmeldungen" bei Spiegel ONLINE sind der Gegensatz zu diesen Artikeln. So stellen wir fest - die Printausgabe richtet sich nach langfristigen gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Themen aus, ein Allround Magazin also. Die Onlineausgabe jedoch behandelt vorzugsweise aktuelle Geschehnisse die ein Zeitungsersatz darstellt, da sie alles beinhaltet was man als gut informierter Mensch wissen sollte. An diesem Konzept gibt es nichts auszusetzen, im Gegenteil finde ich dieses Vorgehen der aktuellen Zeit angepasst und sie bilden in der Tat ein schlagkräftiges Duo, da das eine vom anderen profitiert. 
Trotzdem - die Qualität leidet.
In den letzten Jahren ist mir bei Spiegel Online jedoch oftmals etwas aufgefallen, daß mich immer öfter zu alternativen Nachrichtenlösungen im Internet treibt. Die Qualität der Berichte leidet unter dieser Aktualität bei Spiegel ONLINE mehr und mehr. Themen, die sich eine Spiegel Printredaktion nicht mal im Traum anschauen würde - Stichwort Boulevard - nennt sich bei Spiegel ONLINE dann "Panorama". Viele Artikel sind gut und durchaus lesbar, andere hingegen sind nichts anderes wie die Onlinevariante mit schönem Schein von Brisant, Explosiv & Co.
Auch die Objekitvität lässt zu wünschen übrig - so wurde nach meinem Empfinden zu Zeiten der Bushregierung eindeutig eine dunkle USA auf den Webseiten des Spiegels gezeichnet. Nicht, daß hier Ex-Präsident Bush in ein gutes Licht gestellt werden soll. Jedoch ist der linke Touch ("im Zweifelsfall links") des Spiegels zu diesem Thema doch wirklich sehr hervorgetreten wie ich finde und es wurde in die allgemeine "die USA ist scheisse, da hauen wir auch mal mit dem Knüppel drauf" Mentalität eingestimmt. Desweiteren hat man immer öfter das Gefühl das Beiträge einfach im Eilverfahren hingerotzt werden, "content" produzieren koste es was es wolle, einer der schlechtesten Artikel die ich bei Spiegel Online gefunden habe war der "Bericht" vom 13.5. über ein Ökoranking:
Der Redakteur Markus Becker erklärt uns hier wieso die Ansicht, das Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten führend im Umweltschutz ist, falsch ist. Nämlich wegen der Ergebnisse einer Studie, die im Artikel genauer umschrieben wird.
"Die Deutschen sehen sich gern als Öko-Weltmeister - doch weit gefehlt: In einem internationalen Ranking zum Umweltverhalten im Alltag liegen ausgerechnet Länder wie Indien, Brasilien und China vorn."
Das ist totaler Käse. Denn wenn man sich die Studie mal ein wenig genauer anschaut, so werden hier unter anderem die folgenden Kriterien herangezogen:
Wie oft trinken sie WASSER aus der Flasche ? Wie oft gehen sie zu Fuß oder fahren sie Fahrrad ?
Das ein Land, dessen Bevölkerung wenig Wasser trinkt, möglicherweise literweise Cola aus Plastikflaschen in sich schüttet und im Anschluss daran die Flasche in die Tonne für den Restmüll haut in diesem Index ganz oben steht ist doch vollkommen logisch ! Und das die Inder oft mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, weil sie nämlich nicht einmal das Geld haben um ausreichend Nahrung zu erstehen, ist auch eine Tatsache die man nicht vergessen darf. Ob ich anstatt mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahre wird auch vollkommen ignoriert. Im Spiegel Forum schreibt ein Leser:
Ich lebe in Brasilien und man könnte die von ihnen angeführten Punkte eins zu eins übertragen.
Keine Abwasserreinigung, Chemikalien in die Flüsse, keine Mülltrennung, Autowaschen und Ölwechsel auf offener Straße, Motoren im Stand laufen lassen usw. 
Brasilien hat einen pro Kopf Wasserverbrauch pro Person und Tag von 200 Liter das doppelte wie weltweit. Der Amazonas-Regenwald wird nach wie vor im Eiltempo abgeholzt. Wildvögel werden im großen Stil gefangen und in Käfigen gehalten. Monokulturen in der Landwirtschaft sind das Normale.
Ich denke man will den Deutschen aus welchem Grund auch immer nur ein schlechtes Gewissen einreden.
Dem kann ich nur zustimmen. Typisches Boulevardpresse Geschmiere hat der Spiegel (online) da veröffentlicht und das finde ich sehr enttäuschend. Soviel gutes doch in der Onlineausgabe steht, ich für meinen Teil halte die Augen offen und ich denke jeder sollte Meldungen aus der Presse, egal aus welcher Richtung sie kommt, kritisch zu hinterdenken. Einige Alternativen für Informationsbedürftige: 
(Anmerkung: sicherlich keineswegs vollständig, über Hinweise bin ich immer dankbar !)



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