Heiße Luft

Samstag, April 11, 2009 / von Danielson /

Ein Liter Milch - eine klare Sache. 0,7 Liter oder 0,9 Liter gibt es nicht. Bisher. Verbraucherschützer regen sich in diesen Tagen über ein neues Gesetz auf, welches mit der Deutschen Vorschrift den festgelegten Verpackungsgrößen bricht - sprich: das Deutsche wird an das Europäische Gesetz angeglichen. Und damit die Medienwelt wieder eine Neuigkeit, hat die sie den braven Bürgern präsentieren UND auch gleich davor warnen kann, mischen alle ordentlich mit und prophezeien: 
(Platz 1 bei Google für den Begriff "verbraucherschutz verpackungsgrößen")
Also: Leute, ab heute müsst ihr wirklich aufpassen beim Einkaufen. Das böse lauert förmlich zwischen Tetrapack und Konserve. Wenn man sich diesen Satz einige male durchliest, könnte man meinen ab sofort sollte man nicht mehr alleine shoppen gehen, weil es einfach zu gefährlich geworden ist im Deutschen Einzelhandel. Der Bayerische Rundfunk ist zurückhaltender, doch auch hier wird gewarnt:
"Leute was geht ?!" - denk ich mir wenn ich sowas lese. Wie kaufen diese Menschen denn ein ? Wagen durch und rein damit ? Ist doch klar das man sich anschaut was drinne ist, wieviel drinne ist und wieviel das kostet ? Die Verbraucherzentrale Hamburg nennt das eine "EU Lizenz zum Mogeln". Ich nenne das ein Vorstoß für den mündigen Verbraucher. Der Markt regelt sich selbst, hat mal ein schlauer Mann erkannt (blenden wir den Finanz und Immobilienmarkt mal besser aus bei diesem Satz) und in der Tat wird es so sein, das zukünftig jene Verpackungsgrößen angeboten werden, die auch nachgefragt werden.  Klar gibts Unternehmen die zukünftig 0,9 Liter Milch zum gleichen Preis in der nahezu identischen Packung wie früher (=1 Liter) anbieten werden. Wer aber ein klein wenig auf die Verpackung schaut, bevor dafür bezahlt, kann so etwas unterbinden. Und dann macht das Einkaufen zukünftig den alleinstehenden auch mehr Spaß, denn sie haben nun auch die Möglichkeit kleine Portionen zu kaufen und nicht nur die "zuvielfüreineperson Packung" die es eben nur in einer Größe & Menge gibt. Tolle Sache find ich das. 
Und eigentlich ist es gar nicht schlimm die Verbraucher vor neuen, möglichen Schlupflöcher für Abzocker zu warnen. Es kotzt mich einfach die Art und Weise an, wie das manche Blogs, Nachrichtenseiten und sogar TV Sender an die Öffentlichkeit bringen und solche Selbstverständlichkeiten (also: Produkt anschauen vor dem Kauf) als drohendes Unheil im täglichen Leben präsentieren. Im übrigen gibt es in Deutschland eine Pflicht zur Auszeichnung des Mengen/Preis Verhältnisses, genannt: "Grundpreisangabe". Da sieht jeder Depp, ohne das er sich anstrengen muss, was 1 Liter oder 1 kg des Produkt hochgerechnet kostet. Wo liegt also das Problem, liebe Medienwelt ?



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1 Kommentare:

Comment by Marge on 2. Mai 2009 um 16:05

Geiler Beitrag! Ich habe im Studium eine ähnliche Diskussion geführt mit meinem Dozenten (in einer Vorlesung zu Lebensmittelwarenkunde). Er war auch der Meinung, Verbraucher würden Gefahr laufen, verarscht zu werden, wenn die Verpackungsgrößen von unserer lieben EU nicht genormt werden. Ich vertrete hingegen die Auffassung, dass man a) lesen kann und die von Dir erwähnte Grundpreisangabe echt ne feine Sache ist (womit für mich die Diskussion um den Verbraucherschutz beendet ist) und b) bei einer 500ml-Milchpackung endlich meine Milch nicht immer schlecht wird und ich den letzten halben Liter nicht mehr wegschütten muss, da ich höchstens mal einen Schluck Milch in meinen Kaffee schütte und sonst nicht gebrauche.

Aber von diesen Eindeutigkeiten mal ab: Mich selbst hat während des Studiums sehr gewundert, wie der gemeine Verbraucher wohl drauf sein muss: Ich bin prinzipiell davon ausgegangen, dass jeder weiß, dass HÖCHSTENS das in Verpackungen drin ist was draufsteht (sprich: wenn ich mir einen SAFT kaufen möchte, sollte ich auch schauen, dass SAFT draufsteht und nicht einfach irgendwas offensichtlich klares, dünnflüssiges, auf dem "Multivitamin" steht) und außerdem in der Lage ist, das Produkt umzudrehen und ganz klar zu lesen, was sich in der Verpackung genau befindet. Aufgelistet in absteigender Reihenfolge. Leichter gehts nicht.

Dachte ich.

Leider ist die Realität mal wieder mit einem angestrengten Kopfschütteln zu bewerten: Ein hoher Prozentsatz (ich weiß den genauen Wert nicht mehr) hat überhaupt keine Ahnung, dass die Inhalte der Produkte auf der Rückseite der Verpackung genau beschrieben sind, denken, sie tun ihren kleinen mobbeligen, blassen, kariesverseuchten Kindern etwas Gutes, wenn sie sie mit FRUCHTzwergen, MILCHschnitten und Orangenektar etc. vollstopfen. Kein Plan vom Zucker- und Fettgehalt. Das geht ja so weit, dass über ein Ampelsystem wie in England nachgedacht wird, bei dem gesunde Sachen mit einem grünen, "halbgesunde" Produkte mit einem gelben und ungesunde mit einem roten Punkt versehen werden. Dankeschön. Da freut sich die Marisa aber, wenn sie sich die ganze Woche über gesund ernährt hat und sich am Samstag ein leckeres sahniges Eis genehmigen möchte. Mit rotem Punkt. Genuss ade. Aber das ist natürlich eine andere Diskussion. Zurück zum Punkt: Verpackungsgrößen?! Das ist das letzte, worauf geachtet wird. Entwerfe eine coolere Verpackung, reduziere den Inhalt, biete das Produkt zum selben Preis an, stelle es im Supermarkt direkt neben das gleiche Produkt mit dem alten Design (und mehr Inhalt). Was verkauft sich besser?! Natürlich das neue Design mit weniger Inhalt. Zu sehen z. B. bei Müllermilch. Vom üblichen 500ml-Becker hin zur scheiß 400ml-Plastikflasche zum selben Preis.

Egal welche Rechtfertigung ich mir für überforderte Menschen in der heutigen bunten und schnellen Zeit zurechtlege. Das kann ich einfach nicht nachvollziehen. Wer als Verbraucher so dumm handelt, bekommt auch seine 0,93-Liter-Milchflasche (auf der vielleicht aufgedruckt sein könnte "schmeckt wie 1 Liter") im coolen Design und ist glücklich damit.

Und der Hersteller erst!

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