Victory

Montag, November 03, 2008 / von Danielson /

Gestern Abend gab der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, sein erstes Fernsehinterview seit bestehen der Finanzkrise. In einem recht kurzen Auftritt in der ZDF Sendung "Berlin direkt" nahm er Stellung zu seinen Äußerungen, welche von der Bundesregierung und großen Teilen der Presse äußerst kritisch dargestellt wurde. Ackermann stellte damals klar, "das er sich schämen würde, wenn die Deutsche Bank in der Krise Staatsgeld annehmen müsste."
Seit dem Mannesmann Prozess wird der Vorstandvorsitzende der größten deutschen Bank von vielen verbunden mit dem Image des gierigen, überbezahlten Managers - der das Geld der Angestellten und der kleinen Leute in die eigenen Taschen schaufelt. Sinnbild für dieses Profil war eine Aufnahme die wohl jeder kennt, das Victory Zeichen welches Ackermann nach dem Mannesmann Prozess vor den Kameras zeigte. Während des gesamten Interviews (das im übrigen bereits am Sonntagmittag aufgezeichnet wurde) versuchte ZDF Moderator Peter Frey immer wieder, Josef Ackermann mit dem Gegenwind zu konfrontieren, der ihm aus der Öffentlichkeit bzw. der Presse entgegenzog. Der Manager nahm die Äußerungen nicht zurück, im Gegenteil, er bekräftigte diese mehrfach und wiederholte seine Einstellung zum Rettungspaket der Bundesregierung, das 500 Milliarden Euro aus dem Steuertopf vorsieht um die Bonität der Banken zu garantieren. Desweiteren teilte er die Bankenwelt in 3 Klassen auf, die starken, die den "Rettungsschirm" nicht nötig hätten, jene die nicht so gut dastünden und eventuell auf das Paket zurückgreifen sollten und solche , die gerettet werden müssten und das Paket in Anspruch nehmen sollten. Moderator Peter Frey versuchte (für meine Begriffe ziemlich hilflos) immer wieder durch Zitate die im Bundestag gegen die Deutsche Bank gefallen sind, ihn aus der Reserve zu locken. Der Banker reagierte darauf gelassen mit der Aussage, das die Deutsche Bank nicht Mitglied des Bundestages sei und nicht zurückschreien könne und wolle. Nun fragte ich mich bereits vor dem Interview was die ganze Aufregung um die Äußerungen Ackermanns eigentlich soll. Mann kann von dem Mann halten was man will, Tatsache ist doch aber das die Deutsche Bank Gewinne einfährt, und das in einer Zeit, in der viele Banken reihenweise umfallen weil sie sich verzockt haben, weil sie das Geld Ihrer Kunden zu riskant angelegt haben. Wenn behauptet wird, das Ackermann durch seine Einstellung es anderen Banken schwermacht, das Geld der Bundesregierung anzunehmen, so wäre das in etwa das gleiche, als behaupte man das der neue Zweitwagen des Nachbars dazu beitragen würde, das andere Bewohner des gleichen Hauses zukünftig ebenfalls weniger auf den Umweltschutz achten. Böser Nachbar. Meine Meinung: Wenn ein Bankvorstand nicht in der Lage ist, seine Misswirtschaft öffentlich zuzugeben, dann ist er der Verantwortung nicht würdig, für die er (hoch) bezahlt wird. Dann hat er eben schlecht gewirtschaftet und muss nun dafür gerade stehen. Was in diesem Augenblick die Kollegen der Deutschen Bank sagen (oder nicht sagen), ändert nichts an der eigenen Situation der Bedürftigkeit. Wenn die Beispielrolle der deutschen Bank wirklich so groß ist wie von der Politik behauptet, dann wäre es doch logisch (in diesem Fall) Ackermann auf die Schulter zu klopfen und ihn für die weiterhin ausgezeichnete Bonität der Deutschen Bank zu gratulieren. Anstatt ihn immer wieder aufzufordern, Steuergelder anzunehmen - die seine Bank überhaupt nicht nötig hat.



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1 Kommentare:

Anonym on 3. November 2008 um 10:45

gute stellungnahme, herr wörterschmied... genau die gedanken hab ich mir auch schon gemacht. ich versteh das nicht so ganz, was da grad mit der deutschen bank gemacht wird. denn HÄTTE diese das geld nötig, so kann ich mir nicht vorstellen, dass sie aus falschem stolz dieses nicht annimmt sondern sich vielmehr überlegt, wie sie die annahme des geldes vor der öffentichkeit verteidigt! denn sind wir mal ehrlich: in ein paar wochen vergisst das ja eh wieder jeder und die DB wäre um millionen reicher... ganz einfach...

grüße aus dem norden!

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